Es ist schon eigenartig, welche Medienmitteilungen die regionalen Zeitungen in ihre Printausgaben aufnehmen und welche nicht. Nun hat die BaZ gestern also die Serie zum Zustand der Gemeindebauten entdeckt und versucht, darum herum eine Story zu bauen.
Im Birsfelder Anzeiger hat man ja vor ein paar Wochen angekündigt, dass man die Resultate einer Gebäude-Expertise in loser Folge präsentieren wird. Begonnen hat man mit einem Paukenschlag, der das betreffende Gebäude fast zum Einsturz gebracht hätte: Das Lavaterschulhaus mit Baujahr 1915 sei ein „wirtschaftlicher Totalschaden“ und habe die Überprüfung nicht bestanden!
Ähnlich düster beginnt der BaZ-Journi. Unter dem Titel „Hiobsbotschaft für Birsfelden: Viele gemeindeeigene Bauten sind marode, nun auch das Lavater-Schulhaus“ zitiert er als Einstieg Meister Seghers, unseren quasi frisch gebackenen Bauverwalter:
«Bei einem Grossteil der Liegenschaften im Besitz der Gemeinde sieht es nicht gut aus.»
Fast noch besser ist aber der nächste Satz:
Dass das Dach der alten Turnhalle leckt und deshalb für 350 000 Franken saniert werden muss, war bekannt.
Ach tatsächlich? War Ihnen das bekannt? Für uns war es auf jeden Fall neu. Vielleicht weiss aber der gute Herr von der BaZ nicht, dass manchmal die Informationen von der Verwaltung – genauer vom Gemeinderat – nicht bis zum einfachen Volk vordringen. Oder hat da jemand die alte Turnhalle mit der Sporthalle verwechselt?
Fulminant geht es weiter in die nächste Runde, denn man fragt sich, wie es bloss soweit kommen konnte. Seghers meint, man habe die Unterhaltsarbeiten…
«… in vergangenen Jahrzehnten schlicht vernachlässigt.»
Das ist etwas unkonkret und im Falle des Lavaterschulhauses kämen da ja beinahe 10 Jahrzehnte in Frage. Aber man möchte ja beim eigenen Chef nicht durch „Anschwärzen“ in Ungnade fallen. Schon gar nicht, wenn der sogar König Präsident der von Hiobsbotschaften geplagten Gemeinde ist. Dieser wird aber selbstverständlich auch noch gefragt und… (Trommelwirbel)
…weist allfällige Schuldzuweisungen an seine Person gleich zurück. Bei der Schwimmhalle etwa sei während 16 Jahren nichts gemacht worden. Die Gebäudeanalyse zeige aber unzweifelhaft, dass «dringender Handlungsbedarf» bestehe.
Ist es nicht normal, dass man ungefähr in den ersten zehn Jahren nach einer Totalsanierung nicht viel machen muss? Egal, die Kassen sind nun mal leer und da wird nur das Nötigste gemacht. Knallhart ist dann die Analyse von Seghers – Leiter „Bau und Gemeindeentwicklung“ – zur künftigen Schulhausstrategie:
Was ein Neubau kosten würde, wie er sich als Alternative zur Sanierung aufdrängt, ist laut Seghers nicht genau zu beziffern [Anm: die entsprechende Expertise fehlt wohl noch]. «Man muss überlegen, ob man nicht sowieso Schulhäuser zusammenfassen will – wiederum ein kleines Schulhaus à la Lavater zu bauen, dürfte kaum die Lösung sein», sagt er. Auch müsse man verschiedene neue Anforderungen in Sachen Bautechnik und Pädagogik in Rechnung stellen.
Aber hätte man diese Überlegung nicht schon längst machen sollen? Trotz den Tatsachen, dass es zu Beginn des Schuljahres ganze drei neue Primarklassen gegeben hat, weitere Schulhäuser sehr baufällig sind, Harmos eingeführt werden muss und deshalb das Birsparkschulhaus überflüssig wird sowie weiteren Punkten, zu denen der Gemeinderat sich hätte Gedanken machen sollen, sieht es so aus, als wäre man ziemlich planlos in der Gemeindeentwicklung. (Zudem findet im Lavaterschulhaus seit Jahren kein Schulunterricht mehr statt.) Auch hier gilt: Nicht bestanden! Schade eigentlich, denn so geht einmal mehr sehr viel Geld flöten.
Doch halt! Ganz so planlos ist unser innovativer Gemeinderat dann doch nicht. Er präsentiert gleich zwei Vorschläge, wie man aus der Immobilienmisere wieder herauskommen könnte. Erste Idee: Man frage den Souverän!
«Wir werden sicher gewisse Sachen ins Budget aufnehmen und schauen, was der Souverän an der Gemeindeversammlung dazu sagt.»
Ein „Brainstorming“ bei den gut vorbereiteten Bürger/innen an der Gemeindeversammlung? Ging das nicht kürzlich in die Hose, als man die Sammelstelle getrichen hat, obwohl man das „nicht durfte“? Egal, damit hat der Gemeinderat wenigstens Volkes Segen und ist raus aus der Verantwortung.
Idee Nummer zwei: Einnahmen generieren!
Im Rahmen einer Immobilienstrategie, welche derzeit in Arbeit ist, wird der Gemeinderat auch überlegen müssen, wo er allenfalls mehr Einnahmen generieren kann. Mietzinsaufschläge oder Gebührenanhebungen dürften aber kaum auf viel Zustimmung stossen – womit die Gefahr besteht, dass die Bausubstanz weiter vor sich hin bröckelt.
Im Westen nichts Neues also. Genauso wird ja schon seit einiger Zeit gewurstelt, trotz vielen teuren Expertenmeinungen. Man muss diese halt auch entsprechend interpretieren und umsetzen können. Doch wenn selbst der zuständige Gemeindeentwickler nicht zu wissen scheint, dass das betreffende „Schulhaus“ seit Jahrzehnten nicht mehr für schulische Angebote genutzt wird, kann man wohl nicht viel erwarten. Doch haben wir etwas Nachsicht, er ist…
…erst seit kurzer Zeit auf der Gemeindeverwaltung angestellt.
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