Wir haben das „Jahresinterview 2011“ im Birsfelder Anzeiger wie angekündigt etwas ruhen lassen. Man sollte ja nicht kopflos (bzw. „emotionsvoll“) etwas unüberlegtes rauslassen, dass man dann später bereut. Das gilt natürlich speziell für das Interview und die „ehrlichen“ Antworten unseres COD (Chief Officer Dienstagsrunde), welches schon dank seiner Überschrift
«Seit einigen Jahren herrscht eine Respekt- und Anstandslosigkeit»
nichts Gutes erahnen lässt. Wir lassen den Satz mal so stehen und richten den Blick auf den Brennpunkt des Interviews: die Verwaltung! Der viel gescholtene „Entlassungskönig“ setzt gekonnt seine Maske auf und holt ungefragt zu einer Lobeshymne auf die Angestellten aus:
Ein grosser Dank gebührt aber den Gemeindeangestellten. Wir haben sehr innovative und engagierte Angestellte. Ein wirtschaftliches Denken hat Einzug gehalten, und das ist ganz in meinem Sinne: Ich möchte, dass die Einwohner ihre Verwaltung als Dienstleistungsunternehmen wahrnehmen.
Es stellte bisher wohl niemand die Innovationskraft und das Engagement der Angestellten in Frage, ausser vielleicht er selber und sein Kollege der Goldschmied. Nachdem etliche Angestellte in den vergangenen Monaten und Jahren ihr Pult räumen mussten – unter anderem weil sie mit eigenen Ideen und kritischen Fragen den Betrieb verbessern wollten – soll nun angeblich also das „wirtschaftliche Denken“ Einzug gehalten haben? Dass er sowas ernsthaft glauben kann… Als Belohnung und Wertschätzung hat der Gemeinderat sich auch etwas ganz Spezielles ausgedacht: Man streicht den Angestellten den traditionellen Neujahrsapéro und revanchiert sich mit einem bewilligten halbstündigen Neujahrsznüni. Aus der Gemeindekasse fliessen Fr. 100.- an die Gipfeli. Das ist tatsächlich wirtschaftliches Denken!
Aber die Erfolgswelle, auf der die Gemeinde schwimmt, kommt nicht von ungefähr, denn an der Spitze dieser Entwicklung steht natürlich – Trommelwirbel – die Dienstagsrunde:
Viele Projekte und Geschäfte konnten angestossen oder umgesetzt werden. Der jetzige Gemeinderat hat sehr gut gearbeitet und die Gemeinde vorwärtsgebracht.
Mit ihrer effizienten Berater- und Expertenpolitik, den paar lächerlichen Gerichtsverhandlungen und dem beinahe erfolgreich versteckten Bauprojekt „Buvette“ sollte man vielleicht etwas selbstkritischer sein. Ansonsten sind wir wirklich gespannt aufs 2012. Denn dann sollten die ersten Früchte der mühsamen Arbeit doch eigentlich sichtbar werden…
Auch der neue Gemeindeverwalter, bzw. die über ein Jahr dauernde Übergangslösung wird angesprochen:
Im Management gibt es halt lange Kündigungsfristen, auf gute Leute muss man warten. Ich will aber betonen, dass Samir Stroh und Tom Wiedmer einen Superjob machen. Man hat nie gemerkt, dass jemand fehlt. Es war von Anfang an ruhig. Der Betrieb lief genau so weiter wie bis anhin.
Aha! Gerade noch war vom völlig neuen Ökonomiegedanken die Rede und dann die Feststellung: „Der Betrieb lief genau so weiter wie bis anhin“? Ausser Spesen nix gewesen! Oder haben wir da etwas falsch verstanden?
Zur Einwohnerratsdiskussion und dem Spar-Masterplan gibt es erwartungsgemäss die üblichen Floskeln. Spannend ist einzig die Frage nach einer erneuten Kandidatur. Doch dazu gibt es wenig Konkretes:
Es gibt ja noch anderes im Leben als Politik. Gerade das Amt als Gemeindepräsident nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und ist mittlerweile sehr komplex und zum Teil auch undankbar. Sodass ich mir gut überlegen muss, ob ich mich weiterhin für das Amt zur Verfügung stelle.
Das ist natürlich erst so, seit er Präsident ist. Vorher war das Amt ein Zuckerschlecken. Schuld sind denn einmal mehr diese sogenannten „Alten“, die mit ihrer „Respekt- und Anstandslosigkeit“ nur noch „auf der persönlichen Ebene“ politisieren. Wir erinnern uns an dieser Stelle gerne an die Kommentare, die davon berichten, wie der Gemeindepräsident gewisse Leute öffentlich schneidet und nicht mehr grüsst. Die Frage ist nun, wo denn der verlangte Respekt genau beginnt und von wem die Sache ausgeht. Ein Tipp: Sie sind nicht ganz unschuldig, Herr Präsident! Aber natürlich ist es reine Ansichtssache!
Und genau hier kommen wir zurück auf den Titel: Anscheinend ist die Welt für unseren COD tatsächlich in Ordnung. Er hat ganz einfach eine andere Wahrnehmung von der Situation. Die Kunst würde nun darin bestehen, die Menschen mit einer – nach seiner Meinung – „verzerrten Wahrnehmung“ endlich ernst zu nehmen. Dann wäre das Amt vielleicht etwas weniger undankbar und alle könnten wieder ruhig schlafen. Die andere Möglichkeit wäre noch etwas einfacher: Nicht mehr antreten! Doch dieser Wunschtraum wird wohl kaum in Erfüllung gehen. Wir nehmen gerne Wetten entgegen.
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